Die Bankenbrüderschaften und der
Artushof in Danzig
Von der Artuslegende inspiriert, wurden im 14. Jahrhundert in verschiedenen Hansestädten Artushöfe errichtet, die als Treffpunkte wohlhabender Adeliger und Fernkaufleute dienten. Historisch war der Arthushof zu Danzig zwar nicht der erste, aber aufgrund seiner prominenten Lage am Langen Markt gleich neben dem Rathaus sowie seiner großzügigen Architektur der berühmteste aller hansischen Artushöfe.
Über Jahrhunderte hinweg war der imposante spätgotische Hallenbau Sitz und Versammlungsort der Bankenbruderschaften. Heute ist er als Museum der Stadt Danzig auch dem allgemeinen Publikum zugänglich. Dass die Bankenbruderschaften regelmäßig ihre Rechnungslegungen und Vogtmahle wieder im Artushof abhalten dürfen, ist Resultat und Ausdruck der deutsch-polnischen Versöhnung und verbindet sie in Dankbarkeit mit der Stadt.
Das erste Gebäude
Das erste Gebäude des Danziger Artushofs entstand um 1350 an der Stelle des gegenwärtig bestehenden Hofes. Über sein Aussehen sind keine Abbildungen oder Beschreibungen überliefert. Um 1370 wurden größere Umbauten oder sogar ein Neubau ausgeführt, auch hier sind Einzelheiten nicht bekannt. Aufgrund der Stadtentwicklung ist der Grund für diese Arbeiten eine Vergrößerung der Versammlungsfläche gewesen. Die Errichtung des Neue Artushof wurde dann, nachdem die vorherigen Gebäude 1476 und 1477 durch Brände zerstört waren, umgehend begonnen und 1481 erbauten und mit der Einweihung abgeschlossen. Die Ausführung des neuen Artushofs erfolgte in spätgotischem Stil. Der Bauherr war der Rat der Stadt Danzig.
Bis zur Hälfte des 15. Jahrhunderts war der Artushof in Danzig vor allem Sitz der aristokratisch geprägten St. Georgs-Bruderschaft, die Turniere nach dem Brauch der Ritter der Tafelrunde veranstaltete. Der Einfluss der seit 1481 gegründeten Banken wurde jedoch zunehmend größer und führte dazu, dass die St. Georgs-Bruderschaft die Georgs-Halle erbaute und den Artushof verließ.
Seit dieser Zeit war der Artushof das Forum des öffentlichen Lebens Danzigs. Das Zutrittsrecht zur Großen Halle hatten auch Fernkaufleute und Schiffsherren, die allmählich die Sitten dieser Institution von den ritterlichen in bürgerliche änderten. Sie gründeten neue Bruderschaften, die sich in sogenannten Banken zusammenschlossen. Jede Bank nahm in der Großen Halle ihren bestimmten Platz ein. Durch die Ausgestaltung ihrer Bank mit Werken der Maler- und Bildhauerkunst realisierte jede Bruderschaft ihr geistiges und künstlerisches Programm.
Dank der Mitwirkung hervorragender Danziger und europäischer Künstler bewahrte dieses Interieur seinen Charakter und blieb in dieser Gestalt bis zum Zweiten Weltkrieg erhalten.


Der Artushof in Danzig im Jahr 2024
Der Wiederaufbau
Die zweite große Katastrophe in der Geschichte des Hofes erfolgte in der Schlussphase des Zweiten Weltkriegs, als er das tragische Schicksal der ganzen Stadt teilte. Durch Artilleriebeschuss am 28. März 1945 verbrannte das Dach restlos, die Nordseite und Fassaden wurden erheblich beschädigt, etwa 70 % der Gewölbe stürzten ein.
Der Wiederaufbau des Artushofs wurde in den Jahren 1948–1997 ausgeführt. Im Jahre 1997 kehrten fast alle nach dem Krieg wiedergefundenen Ausstattungselemente in die Große Halle zurück. Stadtrat und Museum organisierten eine festliche Eröffnung der Millenniumfeier der Stadt Danzig im Artushof.
Heute organisiert jede der Bruderschaften des Artushofes im Vierjahreszyklus ein festliches Treffen, das neben der Traditionspflege der Begegnung von Menschen unterschiedlicher Nationen, vor allem von Polen und Deutschen, dient. Auf diese Weise wird die mehr als 535-jährige Tradition des Danziger Artushofs fortgesetzt.
