Kaufmannsgilden und Laienbruderschaften

Entstehung der Banken

Vor über 600 Jahren bildeten Fernkaufleute und Schiffsherren im Ostseeraum eine Gemeinschaft, die als die „Gemeine Gilde“ oder der „Gemeine Kaufmann“ bezeichnet wurde.

Aristokraten, Fernkaufleute und Schiffsherren

Seit der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts lassen sich im Ostseeraum vornehme Treffpunkte von städtischen Gesellschaften nachweisen, die nach König Artus benannt wurden. Aristokratisch geprägt, orientierten sich diese Gesellschaften an ritterlichen Idealen, versammelten sich zu Tafelrunden, veranstalteten Turniere und pflegten standesgemäße Manieren. Die älteste im Artushof zu Danzig nachweisbare Gemeinschaft waren die St. Georgsbrüder, die auf ihre adelige Herkunft und Stellung großen Wert legten.

Dank ihrer wirtschaftlichen Bedeutung für die Stadt wurde jedoch bald auch Fernkaufleuten und Schiffsherren Zugang zum Artushof gewährt. Auch sie organisierten sich in Bruderschaften, eiferten dem aristokratischen Lebensstil der Georgsbrüder nach, verfolgten aber, ihrer bürgerlichen Lebensgrundlage bewusst, auch profane Interessen. So trafen sie sich im Artushof, um Informationen – insbesondere über ihre Handelsreisen und Handelsgeschäfte – auszutauschen, Reisegemeinschaften zu verabreden, geschäftliche Interessen zu verfolgen und die Geselligkeit zu pflegen.

Historische Sitzordnung Artushof

Sitzordnung 1713–1742. (Plan von 1742)

Entstehung der Namen

Die verschiedenen Bruderschaften versammelten sich an unterschiedlichen Stellen in der großen Halle des Artushofs. Dort wurden Bänke aufgestellt, wo sich die jeweiligen Brüder einer Bruderschaft trafen. So wurden sie zu Brüdern einer bestimmten Bank: „Bankenbrüder“.

Die Banken führten meist ihren Schutzpatron im Namen. Für die St. Reinholds-Bank, die bereits bei der Eröffnung des neuen Artushofs im Jahre 1481 erwähnt wird, ist der Schutzpatron St. Reinhold. Da die ersten Brüder der Bank wohl aus Westfalen – insbesondere aus Soest, Dortmund und auch Köln – stammten, wird ihnen die Verehrung des St. Reinhold in Dortmund nicht unbekannt gewesen sein.

Die Lübische Bank benannte in einem Statut von 1482 St. Christophorus als Schutzpatron der Bank. Die früheste Nennung dieser Bank stammt aus dem Jahr 1482.

Die Heilige-Drei-Könige-Bank ist seit 1483 nachweisbar. Das Patronat sind die Heiligen Drei Könige, die in Köln besonders verehrt werden. Der Name der Bank weist auf Kaufleute aus der Stadt Köln oder mit besonderen Beziehungen zu dieser hin.

Von der Marienbürger Bank zu unserer lieben Frauen Rosenkranz wird im Jahre 1487 berichtet, ihre Gründung liegt jedoch wahrscheinlich schon früher. Sie wurde zunächst als Bank unter Marienburg bezeichnet, erhielt aber mit dem Patronat der Jungfrau Maria ihren vollständigen Namen. Das Patronat steht in Verbindung mit der St. Marien-Kirche in Danzig und mit dem Patronat der Jungfrau Maria für die Marienburg sowie der Marienfigur am Chor der Kirche der Marienburg.

Die vier vorgenannten Banken haben heute wieder ihren Mittelpunkt im Artushof zu Danzig. Die St. Georgsbruderschaft jedoch hatte bereits zum Ende des 16. Jahrhunderts den Artushof verlassen. Sie wollte die Verbürgerlichung des Artushofs nicht mittragen und schuf sich einen eigenen Versammlungsort, die Georgshalle am Langgasser Tor. Die Holländische Bank (1492), die Schifferbank (1508) und die Unser Lieben Frauen Bank hingegen sind inzwischen erloschen.

Historisches Verständnis

Entsprechend dem mittelalterlichen Weltverständnis sahen sich die Banken zunächst auch als religiöse Gebetsbruderschaften. Sie erwarben Kapellen oder Altäre in Kirchen und Klöstern und statteten diese mit kostbaren Devotionalien aus. Sie beschäftigten eigens Priester für die Betreuung der Altäre und für Messen zum Seelenheil der Brüder. Auch wurde für die laufende Ausstattung mit Kerzen, den ungemein teuren Lichtspendern der damaligen Zeit, gesorgt.

Das Selbstverständnis von Gebetsbruderschaften legten die Bankenbruderschaften mit der einsetzenden Reformation in Danzig ab. Kapellen und Altäre blieben jedoch noch längere Zeit im Besitz der Bruderschaften. Die soziale Fürsorge für in Not geratene Brüder und deren Angehörige sowie für Arme in der Stadt blieb über Jahrhunderte eine Hauptaufgabe der Gemeinschaft, bis der Staat mehr und mehr in die soziale Fürsorge eintrat.

Die Banken fühlten sich auch für die Ausgestaltung des Artushofs und die Pflege der vorhandenen Kunstwerke auch dann noch verantwortlich, als im Artushof die Börse tagte und die Banken sich vorwiegend in die Häuser ihrer Vögte zurückgezogen hatten.