Der Artushof in Danzig
und seine Bankenbrüderschaften
Das erste Gebäude des Danziger Artushofes entstand um 1350 an der Stelle des gegenwärtig bestehenden Hofes. Es gab damals mehrere Bauten an der Ostsee, die diesen Namen trugen. Bis zur Hälfte des 15. Jahrhunderts war der Artushof in Danzig vor allem Sitz der elitären St. Georgs-Bruderschaft, die Turniere nach dem Brauch der Ritter der Tafelrunde veranstaltete. 1476 und 1477 durch Brände zerstört, wurde der Artushof 1481 wiederaufgebaut. Seit dieser Zeit war der Artushof das Forum des öffentlichen und gesellschaftlichen Lebens Danzigs. Das Zutrittsrecht zur Großen Halle galt auch für die Fernkaufleute und Schiffsherren (heute entsprechend Großkaufleute und Reeder), die allmählich die Sitten dieser Institution von den ritterlichen in bürgerliche änderten. Sie gründeten neue Brüderschaften, die sich in sogenannten Banken zusammenschlossen. Jede Bank nahm in der Großen Halle ihren bestimmten Platz ein. Der internationale Rang des Hofes wurde durch das von den Brüderschaften vom 15. bis hin zum 19. Jahrhundert geführte Mäzenatentum geprägt. Durch die Ausgestaltung ihrer Bank mit Werken der Maler- und Bildhauerkunst realisierte jede Brüderschaft ihr geistiges und künstlerisches Programm. Dank der Mitwirkung hervorragender Danziger und europäischer Künstler hat dieses Interieur trotz seiner plastischen und thematischen Vielfalt einen einheitlichen, harmonischen Charakter bewahrt und blieb in dieser Gestalt bis zum zweiten Weltkrieg erhalten.
Die zweite große Katastrophe in der Geschichte des Hofes erfolgte in der Schlussphase des zweiten Weltkriegs, als er das tragische Schicksal der ganzen Stadt teilte. Durch Artilleriebeschuss am 28. März 1945 verbrannte das Dach restlos, die Nordseite und Fassaden wurden erheblich beschädigt, etwa 70% der Gewölbe stürzten ein. Dank Danziger Konservatoren wurde die Inneneinrichtung des Hofes noch vor Kriegs-Ende außerhalb des Stadtgebietes ausgelagert und vor Krieghandlungen gesichert. So blieb ein wesentlicher Teil von ihr erhalten.
Der Wiederaufbau des Artushofgebäudes wurde in den Jahren 1948-1997 ausgeführt. Im Jahre 1997 kehrten zur Großen Halle fast alle nach dem Krieg wieder gefundenen Elemente ihrer Ausstattung zurück. Stadtrat und Museum organisierten eine festliche Eröffnung der Milleniumsfeier der Stadt Danzig im Artushof. Dieses Ereignis war zugleich die offizielle Eröffnung des im alten Glanz erstrahlenden Artushofes.
Von der Vielzahl der Veranstaltungen im Artushof hier ein Beispiel:
Ein wichtiges Element der kulturellen Tätigkeit im Artushof bildet die freundschaftliche Zusammenarbeit mit den Bankenbrüderschaften des Artushofes zu Danzig in Lübeck. Die Vereinbarung zwischen der Gemeinschaft der Vier Brüderschaften und dem Historischen Museum der Stadt Danzig vom 14.05.1999 ist ein Ausdruck des gemeinsamen Strebens zur Förderung und Weiterentwicklung von gutnachbarlichen und freundschaftlichen Beziehungen zwischen Polen und Deutschen. Dieses Streben wird durch die Organisation von wissenschaftlichen Symposien, gemeinsamen Kulturveranstaltungen, Austausch von Mitteilungen, Ausstellungen, persönlichen Kontakten und vielem mehr ausgedrückt.
Jede der Brüderschaften organisiert im Artushof ein alljährliches festliches Treffen im Vierjahreszyklus, das neben der Traditionspflege der Begegnung von Menschen unterschiedlicher Nationen dient. Auf diese Weise wird die mehr als 525-jährige Tradition des Danziger Artushofes fortgesetzt.